Gne 3, mein erstes, selbstgebautes Segelflugzeug

 

 

 

Wie schon in meinem Fliegerlebenslauf angedeutet, hatte ich mir im Jahr 1938 ein Segelflugzeug selbst gebaut. Nach dem Bau von etlichen Modellen und dem Pelzner Hängegleiter verfügte ich nun schon über einige Erfahrung im Bau von Flugzeugen. In den Weihnachtstagen 1937 keimte in mir der Gedanke, mich an was richtig "Großes" zu wagen. Ich wollte ein richtiges Segelflugzeug bauen. Ich zog mich zurück und im Kämmerlein machte ich soweit es mir möglich war Berechnungen und fertigte Pläne an. Mein "Wunschflugzeug" ähnelte in der Bauart dem mir bekannten "Grunau- Baby". Das von mir gewählte Flügelprofil entsprach ebenfalls dem beim Grunau- Baby  verwendeten "Göppingen, "Gö 535". Als Leim verwendete ich den zu der Zeit am häufigsten benutzten "Kasein- Leim". Für die Fachleute, der etwas teurere und haltbarere "Kaurit- Leim", der dann auch in der Nachkriegszeit ausschließlich verwendet wurde, war zu dem Zeitpunkt noch nicht gebräuchlich.

                                                                                                     

 

 

 

 Durch die Folgen des Krieges gingen mir leider alle Pläne und natürlich auch das Flugzeug verloren. Im Jahr 1978 fertigte ich eine Kopie der Übersichtszeichnung mit den wichtigsten Daten und Abmessungen aus meinem Gedächtnis an.

Im nebenstehenden Bild seht Ihr das Datenblatt meiner Konstruktion mit den Berechnungen.

 

 

 

 

 

Am Ende der Weihnachtszeit 1937 war bereits das Seitenruder fertig. Das ganze Jahr 1938 verbrachte ich dann jede freie Minute in Vaters Werkstatt. Niemand, vor allem am Flugplatz in Droschkau, wo ich nach wie vor schulte, erfuhr etwas davon.Eines Tages jedoch, das Flugzeug war im Rohbau soweit fertig, es fehlte noch die Bespannung, überraschten mich meine etwa gleichaltrigen Fliegerkollegen in der Werkstatt. Da war die Überraschung natürlich groß. Aber nach dem sie sich wieder gefasst hatten, zögerten sie nicht lange und machten sich umgehend an die Arbeit mir zu helfen. Auf dem folgenden Foto, Bild 1) sieht man sie eifrig beim Annähen der Bespannung.

Links hockt Hans Günter Hentschel. Auch er blieb der Fliegerei treu. In den frühen 50ern war er auf dem Tower des aufstrebenden Frankfurter Rhein- Main- Flughafen tätig und anschließend noch lange Jahre auf dem Stuttgarter Tower. In der Mitte hockt Günter Pohl. Nach dem Krieg ließ er sich in Bremervörde nieder. Für die Fliegerei war er nicht mehr zu begeistern. Dennoch hatte ich noch lange freundschaftlichen Kontakt zu ihm. Damals erfuhr ich von ihm noch eine wichtige Hilfe. In seines Vaters Geschäft lernte er das Handwerk des Kunstschmieds. Auf der damaligen Segelflugbauschule vertiefte er auf diesem Gebiet seine Kenntnisse für den Flugzeugschweisser. Er fertigte mir für mein Flugzeug die Anschlüsse der Flügelstreben.

 

Bild 2) Das nächste Bild zeigt ebenfalls noch die Bespannungsarbeiten. Die Bildqualität entspricht leider nicht dem heutigen Standart. Im Hintergrund ist eines meiner Modelle zu erkennen

 

Bild 3) Hier die von mir 1978 angefertigte 2. Übersichtszeichnung

 

Im Frühjahr 1939  war es dann soweit. Der Segler war fertigestellt und jetzt fieberte ich natürlich seiner eigentlichen Bestimmung entgegen. Inzwischen war mein Fluglehrer Kurt Schreck eingeweiht. Er war ebenfalls sehr neugierig und erklärte sich bereit, mein Werk zu begutachten und zu prüfen. In unserem Hof wurde es aufgebaut. Dort nahm er es genau unter die Lupe. Er machte die übliche Schwingungsprüfung, prüfte gewissenhaft die Schwerpunktlage, inspizierte die Verarbeitung und kontrollierte genau die Konstruktion und Ausführung der Rudersysteme.

Ja, und dann ging es los zum Erstflug. Zu diesem Zweck hatte ich mir mit meinen Fliegerkameraden extra eine erprobte Startmannschaft für den Gummiseilstart ausgesucht. Mit Begeisterung waren sie bei der Sache. Auf einen Anhänger verladen wurde der Segler im Mai 1939 aufs Fluggelände nach Droschkau transportiert. Fluglehrer Schreck  wagte einen ersten Start. Alles zur Zufriedenheit. Nach einem 2. Probeflug wies er mich ein und ich konnte endlich zum ersten Mal mit meinem Segler in die Luft. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich ja bereits meinen Luftfahrerschein A und B in der Tasche. Auch Grunau- Baby war ich schon geflogen. Das alles war natürlich auch damals ohne jegliche Zulassung total illegal. Deswegen sollte es dabei fürs Erste bleiben. Der Segler bekam einen Platz unter der  Hallendecke. Dort sollte er erstmal hängen, bis die weiteren Schritte zur Zulassung unternommen waren. Aber dazu kam es nicht mehr. Wie stolz ich jedoch an diesem Abend als siebzehnjähriger nach Hause fuhr, könnt Ihr Euch sicher vorstellen. Den Sommer über musste ich mich erstmal intensiv auf meine Lehrabschlussprüfung vorbereiten. Nachdem das erfolgreich geschafft war, unternahm ich mit einem Jugendfreund mit dem Motorrad noch eine ausgiebige Deutschlandrundreise. Dabei statten wir natürlich auch der Deutschen Segelflugmeisterschaft auf der Wasserkuppe ein Besuch ab. Nach der Rückkehr wollte ich mich wieder der Fliegerei und meinem Flieger widmen. Es wurde nach September 1939. Der Krieg war inzwischen ausgebrochen, aber hier noch nicht direkt zu spüren. Dennoch, auf dem Platz war auf einmal alles anders. Völlig fremde Fluglehrer und auch Schüler wurden dort hin beordert. Ein ziviler, freier Flugbetrieb war nicht mehr möglich. So bekam ich keine Gelegenheit mehr, mich um die weiteren Schritte für mein Flieger zu kümmern. Zur Absolvierung der noch ausstehenden C- Prüfung wurde ich dann auch zu einem Lehrgang nach Grunau beordert.

 

 

Bild 4) Hier seht Ihr mich mit meinem Flieger auf dem Fluggelände von Droschkau

 

Wie zu sehen ist, taufte ich meinen Flieger auf den Namen "armer Richard". Wie ich auf diesen Namen kam, möcht ich hier kurz erzählen. Richard Adolf war ebenfalls  Fluglehrer an unserem Platz in Droschkau. Und er brüstete sich gern gegenüber uns Jungspunden, er kenne alle derzeitigen Segelflugzeugtypen! Als mein Flieger dann eines Tages auf dem Platz war, zeigte ich ihn Richard und fragte ihn nach diesen Typ. Er grübelte und grübelte und musste mir eingestehen, "noch nie gesehen....den kenne ich nicht". Darauf  konnte ich nur noch entgegnen "...armer Richard!"

 

Bild 5) Fluglehrer Kurt Schreck schnallt mich zu meinem Erstflug an. Mit auf dem Bild mein Fliegerkollege Alfred Barfuss. Er verunglückte leider schon bald tödlich bei einem Ausbildungsflug zum Bordfunker.

Und wie sich zeigt, findet die Geschichte der Gne 3 nach über 75 Jahren mit Hilfe des Internets doch noch eine Fortsetzung. Schaut hier

Hier noch weitere Bilder von der Gne 3

 

Bild 6) Frontansicht

 

Bild 7) Seitenansicht

 

Bild 8 und 9) Der stolze Eigner, "klar zum Start"

 

 

Bild 10) Nach erfolgreichem Erstflug, einräumen in die Halle

 

 

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