1955 bis 1956; die Zeit der ersten Ka 6.

 

 

Ja, die Überschrift ist richtig zu verstehen. Es war nicht nur unsere erste Ka 6, es war überhaupt die erste offiziell von der Firma Schleicher produzierte Ka 6. Aber dazu später mehr im laufe des Beitrags.

Wie im Beitrag „Günther- Groenhoff- Club- und der A- Spatz“ berichtet, hatten wir nun ja erst mal mit unserem Spatz eine fliegerische Bleibe in Egelsbach gefunden. Mit der Wiederzulassung des privaten Motorflugs zum 5. Mai 1955 wurden auch umgehend die ersten Motorflieger dort heimisch. Schnell entwickelte sich der Platz wegen seiner zentralen Lage im Rhein Main Gebiet zu einem großen Dreh- und Angelpunkt der privaten Fliegerei. Man traf sich und man kannte sich. Neukonstruktionen- dabei auch viele private- gab es dort bald zu sehen. Im Hinblick auf die damals technischen wie auch finanziellen Mitteln muteten die Konstruktionen aus heutiger Sicht oftmals wie ein größerer Modellbau an.

 Bild 01) am 26. Juni 1955 fotografierte ich auf dem Platz Heini Dittmar bei Wartungsarbeiten an seiner „Motor- Möwe“.
 
 
Bild 02) Auch in der Fliegerei bekannte Personen waren des Öfteren zu Gast. Hier traf ich am 17. Juli 1955 auf Fritz Stamer (Mitte) im Gespräch mit Fitje Wohldorf (Links). Die Person rechts ist mir nicht mehr bekannt.
 
 
 
Bild 03) Das war auch die Zeit des robusten Doppelsitzer „Stösser“ von Paul Lüty, von dem leider nur ein Exemplar gebaut wurde. Im Rahmen des Rhön- Wettbewerbs 1955 kam er mir am 21. August auf der Wasserkuppe vor die Linse.
 
 
 
Bild 04) Am gleichen Tag erwischte ich dort Hanna Reitsch in einem vertraulichem Gespräch mit Rudolf Kaiser. Ob es dabei um seine Vision über eine Neukonstruktion eines Leistungseinsitzers ging....?
 
 

Bild 05) Jedenfalls erfuhren wir vom Günther- Groenhoff- Club von dieser „Vision“ Rudolf Kaiser`s. Sein Prototyp dieses Fliegers, dem er den Namen Ka 6 Rhönsegler gab, konnten wir bei Testflügen in Gelnhausen im Herbst 1955 in Augenschein nehmen. Wir waren von der Eleganz der Maschine und ihrer dort gezeigten Leistungen so beeindruckt, dass wir so schnell es nur möglich sein könnte, eine Ka 6 für unseren Club erwerben wollten. In einer Anfrage dazu wandten wir uns an seinen Chef Alexander Schleicher, der gleichnamigen, bekannten Segelflugzeugwerke in Poppenhausen. Wie in seinem Antwortschreiben zu lesen ist, war aber auch für Ihn ein Fertigungstermin zu dem Zeitpunkt überhaupt noch nicht absehbar. Deshalb wollte er uns erst mal mit einem Kaufangebot seiner Ka 2 b trösten.

 

Bild 06) Aber mit diesem Trost wollten wir uns nicht zufrieden geben und ließen nicht locker!

 

Bild 07) Und siehe da, wir bekamen eine positive Antwort. Sicher hat ihn unser brennendes Interesse an diesem Flieger ebenfalls angestachelt, verstärkt auf einen baldigen Fertigungsbeginn hin zu arbeiten. Was ja, wie die späteren Verkaufszahlen dieser in seiner Zeit genialen Maschine zeigten, nicht umsonst war.

 

Die folgenden Wochen nutzte ich um nach entsprechenden Angaben von Rudolf Kaiser einen für die Ka 6 passenden Transportanhänger zu konstruieren. Mit meinen Clubkameraden hatten wir ihn auch bald angefertigt. Später war Alexander Schleicher von dieser Konstruktion so überzeugt, dass er, bis man auf die „Badewannenform“ bzw. geschlossene Konstruktion für Anhänger überging, Ka 6- Käufern empfahl, die Pläne dazu bei mir zu erwerben. So kam in den frühen sechziger Jahren eines Tages ein noch junger Hans Werner Grosse auf Empfehlung von Schleicher bei mir zu Hause vorbei um den Anhänger vor meiner Haustür in Augenschein zu nehmen und einen Satz Pläne zu kaufen.

Bild 08) am 12. Januar 1956 machten wir uns von Frankfurt aus auf den Weg in die Rhön um mit Hilfe von dem Prototyp der Ka 6 von Rudolf Kaiser die Passgenauigkeit des Anhängers zu prüfen.

 

Bild 09) In der Rhön lag Schnee als wir dort eintrafen. Drei meiner Clubkameraden im Gespräch über den Baufortschritt „unserer“ Ka 6 mit Alexander Schleicher, der uns leger in Hauspantoffeln empfing.

 

Bild 10) Die Prototyp- Ka 6 ist aufgeladen, alles passt bestens.

 

Bild 11) Und mit Post vom 13. März 1956 erhielten wir die schöne Botschaft. Alles war wie vereinbart zuverlässig im Zeitplan. Für heute kaum vorstellbar ein Abholtermin vorgeschlagen vom Hersteller auf einen Samstag oder sogar Sonntag.

 

Wie Kinder zu Weihnachten konnten wir es kaum erwarten und machten uns sogar bereits einen Tag vorher, am Freitag den 16. März 1956 auf den Weg in die Rhön.

Bild 12) Die Rohbau- Ka 6 ist verladen und bereit zur Abfahrt nach Frankfurt.

 

Bild 13) Im Frankfurter Stadtteil Bonames hatten wir inzwischen einen etwas geräumigeren und ebenerdigen Schuppen als Werkstatt zu einem akzeptablen Preis anmieten können. Dorthin brachten wir unverzüglich den Rohbau und machten uns sofort an die weiteren Arbeiten.

 

Bild 14) Und knapp 3 Wochen später war es schon so weit. Unsere erste und auch die erste serienmäßige Ka 6 überhaupt wurde mit der Kennung D- 4043 zugelassen. Mit Datum zum 4. April des Jahres hier die offizielle schriftliche Bestätigung.

 

Bild 15) Mündlich hatten wir die Zusage aber bereits einige Tage vorher erhalten. Und so saß ich am Ostersonntag den 1. April 1956 angeschnallt im Cockpit, wieder mal zu einen „Erstflug“, diesmal in Gelnhausen.

 

Bild 16) Da zuverlässige Erfahrungswerte des Fliegers auch dem Hersteller noch nicht vorlagen, haben wir mit Alexander Schleicher vereinbart, nach erstem ausgiebigen Flugbetrieb darüber zu berichten. Hier der von mir verfasste Bericht unserer Eindrücke, veröffentlicht in dem damaligen Monatsmagazin „Thermik“.

 

Bild 17) Unsere noch ungetaufte Ka 6 D- 4043 am 6. Mai 1956 in der Halle von Egelsbach.

 

Bild 18) Das wurde am 22. Juli 1956 endlich erledigt. Die Mutter von Günther Groenhoff taufte in Egelsbach unsere Ka 6 auf den Namen ihres Sohnes.

 

Seit der Wiederzulassung des Motorflugs im Mai 1955 ging es auch in dieser Sparte zügig voran.

Bild 19) Wie die Plakette zeigt wurde im Juni 1956 der erste Nachkriegsdeutschlandflug durchgeführt. Dabei machte er am 23. Juni bei uns in Egelsbach Station.

 

Bild 20) Als Teilnehmerin war Elli Beinhorn mit der „Burda- Piper“ dabei....

 

Bild 21) .... und der Augsburger Spielzeugfabrikant Theinert mit seiner auffällig lackierten Motor- Möwe.

 

Aber auch im Segelflug ging die Entwicklung leistungsstärkerer Flugzeuge mit riesen Schritten voran.

Bild 22) Am 15. Juli 1956 stellte die Akaflieg Darmstadt ihre Neukonstruktion „D- 34“ in Egelsbach vor. Der Aufbau dieses Flugzeug war richtungsweisend in der zukünftigen Verwendung von Glasfaser anstelle von Holz und Metall im Segelflugzeugbau.

 

Bild 23) Ebenfalls am 15. Juli, einer meiner Klubkameraden in einem kurzen Gespräch mit Karl Ziegler von der Akaflieg Darmstadt, der startbereit in der D- 34 sitzt. Auch ich bekam später noch die Gelegenheit mit diesem Flieger eine Runde zu drehen.

 

Bild 24) Mit einem neuen und so eleganten Flieger wie die Ka 6 wollten wir uns auch neuen Herausforderungen stellen. Diese suchten wir 1956 im traditionellen Rhönwettbewerb, der in dem Jahr vom 28. Juli bis 5. August wie immer auf der Wasserkuppe ausgetragen wurde.

 

Bild 25) Dabei trafen wir auf bewährte elegante Flugzeuge wie hier den Kranich, dahinter unsere Ka 6 mit der Wettbewerbsnummer 12...

 

Bild 26) ...und den Geier II.

 

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