Günther- Groenhoff - Club und der A- Spatz
Nach dem zum Ende des Beitrags „Alte Leidenschaften- neue Bekanntschaften“ geschilderten, für die meisten Beteiligten frustrierenden Erlebnis war also an ein einigermaßen planbares Fliegen erst mal wieder nicht zu denken. Für mich und andere Mitglieder unseres Vereins keine schöne Aussicht. Mit vier Clubkameraden und ich kamen wir zu der Ansicht, dass ein kleinerer Kreis von Beteiligten sicher auch ein weitaus geringeres Risiko für solche Vorkommnisse bedeutet. Um dennoch alles zu stemmen wird dabei natürlich von jedem Einzelnen noch mehr Initiative und Engagement erforderlich sein. Dazu waren wir ja bereit. Aber es mussten auch Pläne geschmiedet werden, wie wir in so einem kleinen Kreis die Anschaffung und Unterhaltung eines Fliegers finanziell bewältigen würden , da „Gespartes“ ja so gut wie noch nicht vorhanden war. Um das Zusammengehörigkeitsgefühl unter uns Fünf erst mal zu festigten, beschlossen wir die Gründung eines Clubs. Zu Ehren des bekannten, leider in jungen Jahren bereits tödlich verunglückten Segelflugpioniers und Rekordfliegers Günther Groenhoff beabsichtigten wir uns nach ihm zu benennen. Seine Mutter, eine rüstige Pfarrerswitwe lebte ja in Frankfurt. Wir sprachen mit ihr über unseren Namenswunsch für den Club. Sie zeigte sich erfreut, dass es damit eine weitere Möglichkeit gab, dass Lebenswerk ihres Sohnes in der Segelfliegerei zu bewahren. Wir nahmen sie als Ehrenmitglied natürlich gern „mit ins Boot“ und somit wurde der Günther Groenhoff Club e.V. mit den notwendigen Formalitäten bei allen Institutionen eingetragen.
Es gab immer einen Anlass, sie auch mal persönlich in ihrer Wohnung aufzusuchen. Wie hier zu Weihnachten 1954. Dabei überreichten wir Ihr eine Nachbildung des von ihrem Sohn gern geflogenen „Fafnir“, die ich hier noch in den Händen halte. Bild 01)
Nach der Clubgründung fassten wir umgehend den Zweck unserer Gemeinschaft ins Auge. Und der war eindeutig endlich wieder regelmäßig Fliegen. Dazu brauchten wir ein Flugzeug. Ein komplett neues kaufen war für uns nicht erschwinglich. Einige traditionelle Hersteller hatten mit der Wiederzulassung die Produktion schon aufgenommen. Um im Rahmen der damaligen gesamten wirtschaftlichen Situation einigermaßen erschwingliche Flugzeuge anzubieten, wurden in erster Linie einfache und kleine Maschinen produziert. Da viele Interessenten sich dennoch einen kompletten neuen Flieger nicht leisten konnten, wurden vorgefertigte Bauteile auch als „Bausatz“ angeboten. Dies schien für uns ein praktikabler Weg zu sein. Da wir wie viele Andere in dieser Zeit handwerklich recht gut geschult waren, trauten wir uns das Vorhaben zu. Wir schauten uns nach einem für uns passenden Flieger um. Über den „Buschfunk“ erfuhren wir, dass Egon Scheibe ein neues, einfaches aber recht leistungsstarkes Modell in Produktion nahm. Der Rumpf in Stahlrohrbauweise war mit Stoff bespannt, die Haube in geschlossener Form ausgeführt. Der A- Spatz. Mit der Firma Egon Scheibe wurden wir handelseinig über den Kauf eines Rumpfgerippes sowie den Hauptholm. Für die anderen Bauteile erwarben wir die Pläne. Als Werkstatt konnten wir in einem Frankfurter Stadtteil auf einem Trümmergrundstück ein Kellergewölbe zu erschwinglichem Preis anmieten.
Hier seht Ihr die „fleißigen Kellerasseln“ im Januar 1953 bei den Arbeiten am Rumpf. Im Hintergrund schwing´ ich die Feile. An der Wand hinter uns ist der Flächenrohbau zu erkennen. Bild 02)
Solche Aktivitäten waren damals sogar der Frankfurter Rundschau einen kleinen Artikel wert. Bild 03)
Bereits am 15. Februar 1953 konnte der Rohbau im Hof aufgebaut werden..... Bild 04 und 05)
Bild 05)
..... und knapp 4 Wochen später war es dann soweit. Unser Werk war fertiggestellt und wurde zum ersten Mal komplett montiert. Bild 06 und 07)
Stolz wie Oskar präsentierten wir uns und unseren Spatzen dem Fotografen. In der Mitte bin ich. Bild 07)
Zu der Zeit hat ich auch endlich eine feste Anstellung bei einer großen Frankfurter Firma in der Entwicklung in meinem erlernten Beruf als Tech. Zeichner erhalten. Die damit verbundene Möglichkeit nutzte ich um bereits einen Anhänger für unseren Spatzen zu konstruieren. Einer meiner Kameraden konnte ihn auf seiner Arbeitsstelle zusammenschweißen. Somit waren wir für fliegerische Ausflüge zu Plätzen in der Umgebung gerüstet. Bild 08) zeigt diesen Anhänger auf einer Aufnahme von 1954
Da von uns noch keiner im Besitz eines Autos war, wurde kurzerhand eine 600er BMW als Zugmaschine klar gemacht. Bild 09)
Und am 22. März 1953 war es dann soweit. Für den Jungfernflug hatte wir den Platz Usingen- Merzhausen auserkoren. Alle Clubkameraden waren natürlich dabei. Konzentriert und leicht aufgeregt sitze ich angeschnallt zum Erstflug im Cockpit. Bild 10)
Nachdem ich den Spatz mit seinem Element ohne Probleme vertraut machen konnte, präsentierten wir uns, diesmal entspannt dem Fotografen. Bild 11)
Zur damaligen Zeit mussten noch alle wichtigen Daten eines Flugzeugs am Rumpfende angebracht werden. Diese Arbeit war meine Spezialität. Bild 13)
In den folgenden Wochen und Monaten waren wir mehr oder weniger Segelflugvagabunden. Wir probierten fast alle Plätze in der Umgebung von Frankfurt aus. Sesshaft wurden wir dann zum Ende der Saison 1953 auf dem inzwischen eröffneten Fluggelände in Egelsbach. Da die individuelle Mobilität damals noch nicht so ausgeprägt war und dieser Platz recht nah zu Frankfurt liegt, zog es viele Frankfurter Flieger mit ihren Gruppen dort hin. Mit aus diesem Grund entwickelte sich dieser, heut nur noch dem Motorflug vorbehaltene Platz schnell zu einem stark frequentierten und über die Region hinaus bekannten und beliebten Fluggelände. So waren auch immer wieder bekannte Fliegerpersönlichkeiten dort anzutreffen.
Hier habe ich zwei meiner Clubkameraden beim Fachsimpeln mit Hanna Reitsch vor unserem Spatz im Juli 1953 in Egelsbach abgelichtet. Bild 14)
Auch eine Vielzahl von Flugzeugtypen war dort bald anzutreffen. Wie hier die kuriose AV 36, ebenfalls im Juli 1953. Bild 15)
Zu der Zeit wollten wir aber nicht nur immer an der Winde starten. Der F- Schlepp bot ja viel bessere Möglichkeit einen kräftigen Bart zu erwischen. Jedoch war Motorflug für Deutsche Bürger noch verboten. Deshalb nutzten viele ausländische Piloten mit ihren Motormaschinen die Gelegenheit und kamen zum Schleppen gern übers Wochenende auf deutsche Plätze. So auch bei uns in Egelsbach. In erster Linie besuchten uns Schweizer, Holländer und auch Dänen.
Und eine Holländische, dem Leitwerk nach eine Tigermoth im November 1954. Bild 17)
Auch ein in Frankreich auf Sternmotor umgebauter Fieseler Storch war im Juli 1954 in Egelsbach zu Besuch. Davor unser Spatz. Bild 17)
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